Bäume im Augarten wurden geschlägert. Mehrmals wurde jedoch im Vorfeld von Energie Steiermark und Holding behauptet, dass dies nie passieren würde. Die folgenden Beispiele beweisen deutlich, dass die GrazerInnen regelmäßig hinters Licht geführt werden, wenn es um Fakten zum Murkraftwerk und ZSK geht.
Das Doppelprojekt Murkraftwerk und ZSK in Graz ist ein umstrittenes Thema. Der Bau betrifft alle GrazerInnen, denn es geht um die Zukunft der Stadt und Millionen von Steuergeldern. Umso wichtiger sollte es sein, umfassend und richtig zu informieren. Doch die Realität steht klar im Widerspruch zu Aussagen der Energie Steiermark und der Holding Graz.
„Uns ist es wichtig, dass die GrazerInnen wissen was mit ihrer Stadt passiert und nicht angelogen werden. Als besorgte Bürgerin bekommt man keine Informationen und wenn, dann kann man sich offenbar nicht darauf verlassen,“ erklärt Gabriele Faller von „Rettet die Mur“, „Beispiele aus der Vergangenheit zeigen leider deutlich, dass die Wahrheit offenbar dehnbar ist.“
Deutlichstes Beispiel sind die Rodungen entlang der Mur. Bis zuletzt wurde behauptet, dass sich diese auf den Süden konzentrieren und die Innenstadt nie erreichen würden. So gab Kajetan Beutle, Leiter der Wasserwirtschaft der Holding Graz gegenüber der Kleinen Zeitung am 14. September 2017 an: „Im zentrumsnahen Bereich gibt es keine Fällungen im großen Stil. Ab Höhe der Seifenfabrik flussaufwärts bis Radetzkybrücke verläuft der Kanal ja im Flussbett.“ Und auch auf der Homepage zum Zentralen Speicherkanal ist zu lesen: „Der Augarten bleibt vollkommen unangetastet.“
Der Pressesprecher der Energie Steiermark, Urs Harnik, behauptete ebenfalls im Interview mit Kleine Zeitung TV am 6. Februar 2017: „Die Bäume werden einige hundert Meter von hier (Puntigamer Brücke) Richtung Norden gerodet. Allerdings etwa im Bereich des Augartens oder im Bereich der Innenstadt kommt es zu keinen Rodungen. Da bleibt alles so, wie es heute ist.“
Die Bilder, die man derzeit von der Radezkybrücke aus sieht, beweisen jedoch das Gegenteil. Auf Höhe des Augartens sind viele der alten Murbäume gefallen. Bis in die Innenstadt kam es teilweise zu Kahlschlägen für die Speicherbauten des ZSK. Eine Zerstörung, die noch sehr viel weiter gehen könnte, denn bis heute gibt es auch keine Klarheit darüber, ob der Zentrale Speicherkanal nur bis zur Radetzkybrücke oder gar weiter bis zur Kalvarienbrücke geplant ist.
Die Fortsetzung der Bau- und damit auch Rodungsarbeiten für den ZSK wird sowohl im BIG (Okt. 2016), als auch von Herrn StR. Dipl.-Ing. Dr. Rüsch in der Gemeinderatssitzung am 1.3.2017 angekündigt. Auf der offiziellen Facebook-Seite des Zentralen Speicherkanals antwortet man aber klar, dass die Errichtung bis zur Kalvarienbrücke „NICHT notwendig“ sei.
„Was sollen die GrazerInnen nun glauben?“, fragt sich auch Romana Ull vom Naturschutzbund Steiermark, „Ihnen geht es nicht um Spitzfindigkeiten in der Formulierung und darum ob Bäume IM oder BEIM Augarten gerodet werden. Sie wollen einfach nur informiert werden, was ihrer Stadt bevorsteht. Die Aarhus Convention schreibt deshalb ein Mitspracherecht der BürgerInnen vor und wir werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen, dass dieses auch in der Praxis Umsetzung findet. Die falschen Aussagen und mangelnde Information haben sicherlich wesentlich zum Konflikt um Kraftwerk und Kanal beigetragen.“
Die Liste könnte weiter fortgesetzt werden. Mit 1.800 neuen Arbeitsplätzen wird beispielsweise auf den Werbetafeln an der Baustelle geworben. Wie viele tatsächlich geschaffen wurden, konnte auf Nachfrage der KPÖ im Landtag jedoch nicht beantwortet werden: „Da die EStAG über keine gesicherte Datenbasis verfügt.“ Auch die Angaben über die Leistung stimmen nicht mit denen aus der technischen Planung in der Umweltverträglichkeitsprüfung überein.
„Will man die GrazerInnen hier gezielt an der Nase herumführen? Oder sind hier die offiziellen Sprecher schlecht informiert? Warum werden Studien und technische Details unter Verschluss gehalten?“, fragt sich Gabriele Faller, „Gerade bei einem Projekt, das mit Millionen unseres Steuergeldes finanziert wird, fragt man sich, was hier falsch läuft.“
Hier gibt es aktuelle Informationen über die Situation an der Baustelle. Wir halten euch über die Aktivitäten vor Ort am Laufenden:
Das Projekt "Mur findet Stadt" ist eine Jahrhunderchance für Graz. Freizeit- und Naturraum würden dadurch verbunden, der Mur Raum zurück gegeben und eine neue Verbindung zwischen den GrazerInnen und dem frei fließenden Fluss geschaffen.
Lustige und informative Videos rund um die Mur auf unserem YouTube-Channel.