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Lass Dich nicht pflanzen:
Wie viele Bäume für das Murkraftwerk wirklich gerodet werden und welche Auswirkungen das hat.

700 oder 16.000? Hier erfährst Du kurz und klar, wie viele Bäume für das umstrittene Murkraftwerk gefällt werden, was das für unser Stadtklima bedeutet und mit welchen Halbwahrheiten die Öffentlichkeit informiert wird.

Bäume sind wichtig für unsere Luft- und Lebensqualität: Sie filtern CO2, produzieren Sauerstoff und reduzieren Feinstaub. Die Werbematerialien der Energie Steiermark zeigen rund um das geplante Grazer Murkraftwerk eine heile Welt voller saftiger Bäume und schönem Grünraum. Argumentiert wird mit lediglich 700 gefällten Bäumen, für die ausreichend Jungbäume nachgepflanzt werden. Kraftwerksgegner und Biologen hingegen sprechen von bis über 16.000 gerodeten Bäumen, die nicht adäquat ersetzt werden können...

...wie kommt es zu so unterschiedlichen Zahlen? Wie viele Bäume werden tatsächlich gerodet? Und welche Auswirkungen hat das auf die Luftqualität in Graz? Hier findest Du die fünf wichtigsten Fragen und Antworten:

1) Stadtbäume, Altbäume und Jungbäume – worum geht es eigentlich?

In der Grazer Stadtzeitung „BIG“ sprechen die Kraftwerkswerber von lediglich 700 „Stadtbäumen“, die gefällt werden müssen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn im juristischen Sinne wird zwischen „Stadtbäumen“ und “Wald” unterschieden, zwischen Rodungen und Schlägerungen, Flächen werden unterschiedlich berechnet. Ist der Uferstreifen auf einer Breite von mehr als 10 m bewaldet, fallen die Bäume in das Forstrecht und werden in der Zählung nicht als “Stadtbäume” erfasst. Zählt man jedoch alle Bäume - und das haben 5 gerichtlich beeidete Sachverständige vom Naturschutzbund Steiermark getan - kommt man auf über 16.000 Bäume entlang der Mur, die für das Kraftwerk weichen müssen.

Fazit: Hier wurde nicht gelogen – doch die Bevölkerung mit „Beamtendeutsch“ nur völlig unzureichend informiert.

Fazit: Eine juristische Feinheit wurde hier zur Hilfe genommen, um die Bevölkerung über die wahren Auswirkungen
          des Kraftwerksbaus im Unklaren zu lassen.

2) Wo werden diese 16.000 Bäume gefällt?

Die Rodungen und Schlägerungen beginnen südlich der Puntigamer Brücke und gehen hinauf bis zum Augarten. Somit verliert Graz sein grünes Band, das sich von Norden nach Süden durch die Stadt zieht. Aber wie viel sind 16.000 Bäume? Zum Vergleich: Die Menge der für das Murkraftwerk gerodeten Bäume entspricht dem zehnfachen Vegetationsvolumen des Stadtparks.


Foto vom Kraftwerk in Gössendorf


3) Aber die Bäume werden ja nachgepflanzt? Naja...

Ja, es werden Bäume nachgepflanzt. Laut Werbebroschüren im Verhältnis 2:3 – klingt viel... aber auch hier wird die Öffentlichkeit nur mit der halben Wahrheit informiert. Denn Baum ist nicht gleich Baum:

Die für das Kraftwerk gerodeten Bäume sind größtenteils Altbäume. Deren Ökosystemleistung (CO2-Filterung u. Sauerstoffproduktion) ist um ein Vielfaches höher als die der nachgepflanzten Jungbäume: Für jeden Altbaum müssten eigentlich 125 Jungbäume gepflanzt werden, um diesen adäquat zu ersetzen. Es werden auch nicht alle Bäume ersetzt, sondern lediglich die rechtlich relevanten.

4) Aber die nachgepflanzten Bäume wachsen ja zu Altbäumen? Nein.


Am Damm selbst dürfen keine großen Bäume mehr wachsen. Von der Behörde wurde aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben, dass Bäume ab einem Durchmesser von 15cm im Dammbereich wieder gefällt werden müssen. Sie könnten sonst mit ihren Wurzeln den Damm beschädigen. Die restlichen im Nachhinein gepflanzten Jungbäume entlang der Mur werden selbst nach Jahrzehnten nicht den gleichen Öko-Nutzen haben wie die jetzt noch bestehenden Altbäume an der Mur.

Und als kleiner Fakt am Rande: Viele der neu gesetzten Bäume würden aus Platzgründen südlich von Graz gepflanzt und nicht im Stadtgebiet. Sie gehen somit unwiederbringlich für das Grazer Stadtklima verloren.

5) Aber es gab ja eine Umweltverträglichkeitsprüfung? Ja – und diese war negativ.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung hat die negativen ökologischen Auswirkungen klar bestätigt. Die meisten Bereiche (95 % der relevanten Bereiche) wurden negativ beurteilt. Der Kraftwerksbau soll aber trotzdem durchgeführt werden. Dies ist möglich, weil die Behörde eine Ausnahmegenehmigung nach §104a herangezogen hat, die dem Kraftwerk ein “übergeordnetes öffentliches Interesse” zuschreibt.

...so weit, so gut – aber wer bestimmt in Graz das öffentliche Interesse? Die Politiker? Die Energiewirtschaft? Und warum wird eine Volksbefragung so vehement verhindert?

UVP-VERFAHREN ZUM PROJEKT „MURKRAFTWERK GRAZ“

Und was heißt das für die Grazer Bürgerinnen und Bürger?

Die gerodeten Bäume fehlen für unser Stadtklima als mächtiger Feinstaubfilter. Graz verliert sein grünes Band durch die Stadt und wird auch auf die nächsten Jahrzehnte die „Feinstaubhauptstadt“ bleiben.


Detail am Rande: Ein Murbaum mit all seiner positiven ökologischen Wirkung kostet nichts, da er nicht gepflegt werden muss. Als Stadtbaum  - eventuell als Ersatz im Stadtgebiet gepflanzt und gepflegt - würde wohl zu einer Verdoppelung der Kosten führen. Was da wohl auf Graz in den nächsten 50 Jahren zukommt?

Wie kann ich helfen die Mur zu retten?

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