Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde am 24.11.2016 auf die Falschmeldungen in der November Ausgabe der Grazer Zeitung BIG reagiert und die tatsächlichen Zahlen und Fakten der Baumzählung richtiggestellt. Im Anschluss wurden die Ergebnisse mit den Stadträten an die Stadtregierung überreicht. Weltweit gelten Stadtbäume als hohes urbanes Schutzgut. Dieser Verantwortung Folge leistend hat die Stadt Graz bereits im Jahre 1995 eine Baumschutzverordnung erlassen. 1989 wurden die ca. 20.000 von der Stadtverwaltung zu pflegenden und zu erhaltenden Bäume in einem ersten Baumkataster erfasst. Aktuell steht die Stadt vor dem dramatischsten innerstädtischen Baumverlust aller Zeiten; verursacht durch den Bau einer Staustufe in Puntigam und den Bau eines damit verbundenen Speicherkanals. Bislang haben es die Projektverantwortlichen verabsäumt der Grazer Bevölkerung und der Grazer Politik eindeutige Daten über die Anzahl der zu rodenden Bäume zu nennen.
Im Gegenteil: Es werden immer wieder irreführende und täuschende Zahlen genannt. Zuletzt wurde die Bevölkerung flächendeckend mit der Zahl von (nur) 700 zu rodenden Bäumen bewusst fehlinformiert. Die unterschiedlichen kolportierten und gezielt irreführenden veröffentlichten Zahlen haben den Naturschutzbund veranlasst diesbezügliche Zählungen in Auftrag zu geben, bzw. durchzuführen. Diese Begutachtungen erfolgten durch hochqualifizierte AkademikerInnen und allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige.
Im Bereich des Puchsteges von der Bertha-von-Suttner-Brücke bis fast zur Puntigamerbrücke wird alles gerodet. Darüber hinaus sind in Richtung Hauptbrücke jene Bäume betroffen, die überstaut werden. Die Errichtung des Speicherkanals führt aufgrund der Zufahrten etc. zu weiteren Baumverlusten.
Ein Murkraftwerk Puntigam bedingt den Verlust von 20.129 stadtrelevanten Gehölzen, davon 16.535 Bäume aller Größenklassen, darunter 824 Starkbäume, also 2-mal so viele Baumriesen, wie im Stadtpark stehen. Stadtbaumrelevant sind von ihrer Stammstärke oder Stammhöhe 5.529 bis 8.439 Bäume. Hinzu kommen zusätzlich vermutlich bis zu 3650 Gehölzverluste durch den Zentralen Speicherkanal – je nachdem, wie schonend er errichtet wird.
Im Grazer Stadtpark stehen vergleichsweise knapp unter 2.000 Gehölze – denen stehen 22.194 absehbare Verluste durch Kraftwerk und Kanal an der Mur gegenüber. Die Darstellungen der Kraftwerksinitiatoren und der Stadt Graz betreffend Baumverluste in Werbung und als Informationen sind demgegenüber völlig verzerrend und verschweigen das wahre Ausmaß und den lächerlich geringen Ersatz der Verluste an Murbäumen. In 65 Jahren werden in Graz davon vielleicht 10 % der heutigen Murbäume in ihrer stadtökologischen Wirksamkeit ersetzt sein. Das steht in diametralen Geist der Grazer Baumschutzverordnung – die für jeden Bürger gilt - und ist in Zeiten des Klimawandels in einer Feinstaubregion stadtökologisch nicht verantwortlich.
Text und Grafik: Naturschutzbund Steiermark
Hier gibt es aktuelle Informationen über die Situation an der Baustelle. Wir halten euch über die Aktivitäten vor Ort am Laufenden:
Das Projekt "Mur findet Stadt" ist eine Jahrhunderchance für Graz. Freizeit- und Naturraum würden dadurch verbunden, der Mur Raum zurück gegeben und eine neue Verbindung zwischen den GrazerInnen und dem frei fließenden Fluss geschaffen.
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