Bodenfunde konnten am vergangen Tag an der Mur dokumentieren werden. Die Funde wurden dem Bundesdenkmalamt gemeldet und müssen fachgerecht analysiert werden. Schließlich handelt es sich um ein hochsensibles und geschichtsträchtiges Gebiet. Die Energie Steiermark behauptet gleichzeitig öffentlich, es seien „keine Funde gemacht worden“.
Um ein hoch sensibles Gebiet handelt es sich im Baugebiet in Liebenau. Hier erstreckte sich einst im zweiten Weltkrieg ein Arbeiterlager. 56 Menschen wurden hier nachweislich ermordet, vermutet werden noch weitere Massengräber im ehemaligen Lagerbereich und der näheren Umgebung, berichtete am 21.02. die Kleine Zeitung. Im Juli 2015 wurde daher vom Bundesdenkmalamt (BDA) auf Grund von Luftbildanalysen und anderer Gutachten der gesamte Grünanger und die nähere Umgebung als archäologische Bodenfundstätte im Flächenwidmungsplan der Stadt Graz eingetragen. Bodenfunde aus der NS-Zeit unterliegen in diesem Gebiet dem Denkmalschutzgesetz. Die Ausweisung scheint zudem nicht großflächig genug gemacht worden zu sein.
Im selben Artikel der Kleine Zeitung zu finden ist die Aussage der Energie Steiermark: „Seit dem Baustart seien keine Funde gemacht worden.“ Das verblüfft nicht nur Murschützer und historisch interessierte Menschen – denn Funde sind bei derartigen Erdbewegungen und in einem derartig geschichtsträchtigen Gebiet auf jeden Fall zu erwarten.
Und tatsächlich erfolgte kurz darauf der erste Bodenfund durch Aktivisten. Sie haben Knochen und Metallteile an der Mur gefunden und natürlich auch dokumentiert und gemeldet. In der Umgebung scheinen auch weitere Funde verschüttet zu sein. Metallgegenstände und Werkzeuge sind im Umkreis in den umgearbeiteten Erdschichten zu erkennen. Das Gebiet ist jedoch für die Bauarbeiten abgeriegelt.
Klar ist, dass es sich um archäologische Funde handelt, die sich in tiefen Erdschichten befinden. Das Bundesdenkmalamt hat auf die Meldung hin bereits bestätigt, dass die Fundstelle genau untersucht werden muss. Zukünftige Baurbeiten werden von nun an von einem Fachmann begleitet.
Nicht gemeldet hat den Fund offenbar die Energie Steiermark, obwohl diese direkt an der Fundstelle gearbeitet hatte. Doch schon der Fund auf einem der wenigen einsehbaren Abschnitte beweist, dass hier mit höchster Sensibilität vorgegangen werden muss. „Das gesamte Gebiet ist abgeriegelt. Niemand kann kontrollieren, was die Energie Steiermark hier findet.“, erinnert Christine Barwick von der Plattform „Rettet die Mur“, „hier zeigt sich einmal mehr, dass diese Baustelle mit massivem Tempo vorangetrieben wird, ohne auf Bestimmungen und das sensible Gebiet Rücksicht zu nehmen. Eventuell historisch bedeutsame Funde, werden einfach „übersehen“.
Mehr Informationen zur historischen Bedeutung des Gebiets hier:
Hier gibt es aktuelle Informationen über die Situation an der Baustelle. Wir halten euch über die Aktivitäten vor Ort am Laufenden:
Das Projekt "Mur findet Stadt" ist eine Jahrhunderchance für Graz. Freizeit- und Naturraum würden dadurch verbunden, der Mur Raum zurück gegeben und eine neue Verbindung zwischen den GrazerInnen und dem frei fließenden Fluss geschaffen.
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